Rezension

Einladung auf den Beifahrersitz des Streifenwagens „Straßengeschichten“ – spannende Geschichten aus dem Polizeialltag mit hoher Authentizität

Nächtliche Verfolgungsfahrt auf der Autobahn. Die Streifenwagenbesatzung wartet auf Verstärkung, um einen verdächtigen Personenwagen anzuhalten.
Eigentlich polizeiliche Routine.
Doch plötzlich splittert am vorausfahrenden Fahrzeug die Heckscheibe, werden aus einer russischen Kalaschnikow mehrere Salven auf die Beamten abgefeuert …
Eine Szene, wie sie aus einer der vielen allabendlichen Polizei- und Krimiserien stammen könnte.
Doch geschrieben wurde sie nicht etwa von einem x-beliebigen Autor, sondern von der Wirklichkeit.

Schon seit frühster Kindheit stand für den Magdeburger Robert Wahren der Traumberuf fest.
Somit war es für ihn selbstverständlich, dass sich der heute 43-jährige im Alter von 16 Jahren für die Polizeilaufbahn bewarb.

In seinem Buch „Straßengeschichten“, das jetzt im Eigenverlag heraus kam (8,95€, zu beziehen über www.strassengeschichten.com), zeichnet der Polizeihauptmeister 47 seiner Einsätze nach.
Eigentlich hatte der Polizist – der seinen Beruf nicht als Job sondern als Berufung sieht – nie vor, ein Buch zu verfassen. Doch nach einem Schlüsselerlebnis begann Robert Wahren, das Erlebte niederzuschreiben.

Heraus kam nicht seichte Unterhaltung, wie wir Sie zwischen den Werbepausen des allabendlichen Fernsehprogrammes her kennen, sondern ein gleichermaßen tiefgründiges wie auch spannendes Buch. Wahren versteht es nicht nur, die eigenen Erlebnisse in spannende Worte zu verpacken, sondern seinen Lesern gleichzeitig die polizeiliche Perspektive zu vermitteln.
Dabei agiert er nicht als paragrafengesteuerte Maschine, sondern als Mensch, der bei seinem Handeln stets das Für und Wider einer angetroffenen Situation abwägt. Und es sind keineswegs nur Erfolgsgeschichten, die Robert Wahren erzählt. „In meinem Buch“, so der Autor, „werden viele unterschiedliche Situationen geschildert, in die ein Polizist geraten kann. Diese können positiv, negativ, lustig, heiter aber auch traurig sein.“
Und so lässt Robert Wahren die Leser nicht nur am eigentlichen Einsatzgeschehen, sondern auch an den strategischen Überlegungen und den eigenen Emotionen teilhaben.
Und so verwundert es nicht weiter, dass der Leser bereits innerhalb weniger Minuten das Gefühl hat, neben Wahren auf dem Beifahrersitz des Streifenwagens zu sitzen und bei den Einsätzen live dabei zu sein.
Und ohne es aktiv zu forcieren, bricht Robert Wahren mit seinen Buch auch eine Lanze für die Polizei und den Polizeiberuf: „Wir sind eben nicht nur Geldeintreiber oder Dienstleister des Steuerzahlers.“
Und obwohl Wahren in seinen Texten Wert auf größtmögliche Authentizität legt, ist ihm ein Buch gelungen, das auch für den polizeilichen Laien spannend und unterhaltsam ist.
Die „Straßengeschichten“ von Robert Wahren sollten zur Pflichtlektüre eines jeden Polizeianwärters gehören. Wer dieses Buch gelesen hat, weiß, was es heißt, Polizist zu sein, welchen Risiken die Beamten Tag für Tag ausgesetzt sind und welche Entscheidungen ihnen in Sekundenbruchteilen abverlangt werden. Und, dass man vor allem als Polizist nicht immer nur auf der strahlenden Seite der Gewinner steht, sondern auch Rückschläge und Niederlagen einstecken muss.
Aber auch der normale Bürger sollte dieses Buch unbedingt lesen, denn es vermittelt authentische Einblicke in den tatsächlichen Polizeialltag, der aus weit mehr besteht, als nur Knöllchen an Falschparker und Strafmandate an Raser zu verteilen.
Die „Straßengeschichten“ von Robert Wahren rücken bereits nach wenigen Seiten das Zerrbild, das viele Bürger leider noch von ihrer Polizei haben, gerade.